Verkehrs- und Gestaltungskonzept Seydlitzstraße und Einmündung Lehrter Straße
Das Bezirksamt Mitte — Straßen- und Grünflächenamt (SGA) hat im Rahmen des Stadtumbauprogramms das Büro SHP Ingenieure mit der Erstellung eines Verkehrs- und Gestaltungskonzeptes für die Seydlitzstraße und den Platzraum mit der Einmündung in die Lehrter Straße beauftragt. Geplant sind Verbesserungen für den Fußverkehr zur Querung der Fahrbahnen, der Verkehrssicherheit für Alle innerhalb der Verschwenkung der Lehrter Straße, der Organisation des parkenden Verkehrs in der Seydlitzstraße und der Standorte für den BVG-Busverkehr am Platz.
Die Bürger*innen und Anlieger*innen aus der Umgebung konnten sich bei drei vom mit dem Stadtumbauprogramm beauftragten Büro »Gruppe Planwerk« moderierten Veranstaltungen am Planungsprozess mit Planer*innen und SGA-Mitarbeiter*innen beteiligen. Nach einer Ortsbegehung mit anschließender Konfliktanalyse und erster Diskussion von Konzeptüberlegungen am 18. Oktober 2017 stellte am 14. November Prof. Thomas Richter (SHP Ingenieure) den Zwischenstand (Präsentation) des Konzeptentwurfs vor.
Gegenüber dem Jahr 2010, als das gleiche Büro schon eine Studie zur Verkehrsbelastung in Lehrter- und Seydlitzstraße verfasst hatte, blieb die Verkehrsbelastung in der Seydlitzstraße mit einer Zunahme von +7 % nahezu unverändert, während sich die Verkehrsstärke in der Lehrter Straße mit +64 % (nördlich der Seydlitzstr.) bzw. +71 % (südlich der Seydlitzstr.) deutlich erhöht hat. Die Querschnittsbelastung der Lehrter Straße lag demnach mittlerweile bei 10.200 – 10.900 Kfz/d. Eine solch drastische Erhöhung für die Lehrter Straße gegenüber 2010 hatte schon eine Verkehrszählung durch den Betroffenenrat Lehrter Straße im Jahr 2015 ergeben.
Geschwindigkeitsmessungen in der Seydlitzstraße, die als Tempo-30 Zone ausgewiesen ist, ergaben dass die Geschwindigkeit, die von 85 % aller Fahrzeuge unterschritten bzw. eingehalten wird (sogenannter V85 Wert), bei 40-41 km/h liegt. Die höchste gemessene Geschwindigkeit betrug 71 km/h. Weniger als 50 % der Fahrzeugführer*innen hielten sich an die Tempo-30 Regelung. Die Seydlitzstraße weist damit einen hohen Anteil von mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Fahrzeugen auf, was für geschwindigkeitssenkende bauliche Maßnahmen spricht.
Dennoch zeigt die Unfallstatistik zur Seydlitzstraße nur relativ geringe Unfallzahlen auf. Im Zeitraum vom 01.01.2010 bis 31.07.2017 wurden polizeilich 160 Unfälle erfasst, bei denen es 1 Schwerverletzten und 7 Leichtverletzte zu beklagen gab. Bei den meisten Unfällen gab es nur Sachschaden.
Eine Parkraumerhebung ergab für die Seydlitzstraße sowohl werktags wie auch am Wochenende eine Auslastung bzw. Überlastung. Anhand einer stündlichen Kennzeichenerfassung wurde rückgeschlossen, ob die jeweiligen Stellplätze von Bewohner*innen oder Besucher*innen/Kund*innen oder für Beruf/Ausbildung (Oberstufenzentrum) genutzt werden. Demnach ist die Seydlitzstraße ganztägig mit mindestens 50 % durch Bewohner*innen ausgelastet. Tagsüber werden die Stellplätze ebenfalls von Besucher*innen/Kund*innen oder für Beruf/Ausbildung genutzt. Ebenfalls erfasst wurde die Auslastung der kostenpflichtigen Stellplätze vom Stadtbad und Vabali Spa. Diese sind tagsüber unterschiedlich (teil-)ausgelastet. Die Parkplätze des Gästehauses der Berliner Stadtmission sind nur gering ausgelastet. Zusätzlich wurde auch eine Parkraumerhebung für die Privatstraßen der Zille-Siedlung durchgeführt. Hier wurde für die Nachtzeit eine deutliche Überlastung und ein hoher Anteil an Falschparkern festgestellt. Insgesamt stellt sich die Frage, ob die Einrichtung einer Anwohnerparkzone gerechtfertigt ist, wobei für die Einbeziehung der Privatstraßen eine Vereinbarung zwischen Bezirk und den Eigentümern der Privatstraßen zu schließen wäre.
In einem Konfliktplan sind erfasste Konflikte im fließenden und ruhenden Verkehr, an Querungsstellen (z.B. Barrierefreiheit sicherstellen, teilweise fehlende Querungsstelle an wichtiger Stelle) und im Freiraum dargestellt, zahlreiche wurden auch schon bei der öffentlichen Ortsbegehung im Oktober 2017 angesprochen. Die Straßenbaumreihe auf der Südseite der Seydlitzstraße ist sehr nah am Bürgersteigrand gepflanzt, hier gilt es Baumscheiben zu vergrößern – und nicht die betroffenen Bäume zu fällen, was manch Anwohner*in vorschlug. Auch für mehr Fahrradabstellanlagen sowie sogenannte „neue Mobilitätsangebote“ wie CarSharing und einer Next-Bike-Station und E-Mobility Ladestationen sollen Stellplatzflächen bereitgestellt werden.
Für den Platz Seydlitzstraße/Lehrter Straße ist ein Betriebshalt für den Bus 120 laut BVG weiterhin erforderlich, der ausgeprägte Trampelpfad auf dem Platz verdeutlicht die Bedeutung einer Fußgängerachse vom Geschichtspark über die Lehrter Straße in die Seydlitzstraße.
Prof. Thomas Richter (SHP Ingenieure) stellte schon bei der Veranstaltung im November zahlreiche Planungsvarianten zur (Neu-)Aufteilung (insbes. Parkierungsordnung längs/quer) des Straßenraums vor, aber auch Überlegungen zur Regulierung der Geschwindigkeiten und Aufpflasterung von Querungsbereichen oder „Berliner Kissen“ als geschwindigkeitssenkende Maßnahmen. Mit im Gespräch ist auch die Einführung des Anwohnerparkens. Ob dabei auch die Privatstraßen der Zille-Siedlung einbezogen werden könnten, ist eine Entscheidung der Wohnungsbaugesellschaften, die als Eigentümer eine Vereinbarung mit dem Bezirksamt Mitte abschließen müssten.
Interessierte können sich die Studie als 52 Seiten umfassende Präsentation des Verkehrsplanungsbüros zum Zwischenstand als PDF-Datei herunterladen.
In der dritten Veranstaltung am 14.12.2017 stellte das beauftragte Büro SHP Ingenieure das nach den vorherigen Erörterungen erstellte Verkehrs- und Gestaltungskonzept vor, die Präsentation zur Veranstaltung steht wiederum als PDF-Datei zur Verfügung.
Wann eine Umsetzung erfolgt, ist aber leider noch nicht absehbar.